Das Konzept
Eingewöhnung

Die Zeit der Eingewöhnung ist für alle Beteiligten - das Kind, die Eltern und die Tagesmutter - eine sehr intensive Zeit und kann als Schlüsselsituation für die Integration in die Tagespflege betrachtet werden. Das Kind durchlebt meist seine ersten Trennungssituationen und soll sich in einer neuen Umgebung mit anderen Kindern und einer neuen Bezugsperson zurechtfinden. Die Eltern, besonders die Mutter, ist häufig auch mit ambivalenten Gefühlen konfrontiert: einerseits ist da sehr viel Freude, dass es losgeht und sie bald wieder berufstätig sein wird, andererseits bedeutet der Schritt auch Loslassen und Abgeben von Verantwortung an eine ihr zunächst fremde Tagesmutter.
Dementsprechend liegt das Hauptaugenmerk in der Eingewöhnung auf der Vermittlung von Sicherheit.
Schon bevor es losgeht, sprechen wir mit den Eltern genau den Ablauf und die Gestaltung der Eingewöhnung ab und geben Raum für Fragen, Ängste und Sorgen. Auch die Vorlieben, Stärken und mögliche Ängste des Kindes werden thematisiert, ebenso bereits gemachte Erfahrungen mit Trennungen, z.B. bei Besuchen bei Großeltern oder mit Babysittern. Je sicherer und klarer sich die Eltern fühlen und sich auf die Zeit freuen, umso leichter wird es dem Kind fallen, sich mit der neuen örtlichen und sozialen Umgebung und ihren Abläufen vertraut zu machen.

Die Eingewöhnung übernimmt die Tagesmutter im Verbund, mit der die Eltern den Vertrag geschlossen haben. Sie wird zur persönlichen Bezugs- und Bindungsperson des Kindes und nimmt während der Eingewöhnungszeit die Verbindung zum Kind auf.

Gute Erfahrungen haben wir mit dem Berliner Modell gemacht, wobei die Erweiterung durch das Münchner Eingewöhnungsmodell und dem Augenmerk auf der Bedeutung der anderen Kinder wichtige Aspekte enthält, die auch Anwendung finden. Die Vorgaben, wann der nächste Schritt erfolgt, sind in beiden Modellen etwas unterschiedlich, beim Münchner Modell müssen die Eltern mehr Zeit einplanen, jedoch bestimmt letztlich das Kind das Tempo und gibt den Takt vor. Meist können wir nach spätestens vier Wochen die Eingewöhnung als abgeschlossen bezeichnen.

Beiden Modellen ist gemein - und so handhaben wir es auch - , dass der Elternteil, der mit dem Kind zur Eingewöhnung kommt, als sicherer Hafen fungiert, von dem aus das Kind unsere Räumlichkeiten mit all seinen Möglichkeiten erkundet. - In seinem ganz individuellen Tempo.
Mag das Kind zunächst erstmal nur ein bis zwei Tage vom sicheren Schoß des Elternteils zusehen und muss es sich erst einmal in Ruhe orientieren, so ist das völlig in Ordnung. Die Eltern versuchen nicht, das Kind zu locken oder fordern es auch nicht auf, mal dies zu holen oder das zu spielen, das entscheidet ganz allein das Kind.
Die Tagesmutter nimmt vorsichtig Kontakt auf und versucht, mit ihm eine Verbindung aufzubauen und ins Spiel zu kommen.
Das Kind soll immer wieder erleben, dass es gesehen wird, dass auf seine Signale und Bedürfnisse eingegangen wird und dass „seine“ Tagesmutter auch trösten und sich gut kümmern kann. Auch der Mutter tut es gut, dies zu erleben und ihr gutes und sicheres Gefühl überträgt sich auf das Kind. Durch den Umgang der Tagesmutter mit den anderen Kindern erlebet das Kind und auch sein Elternteil am Modell, wie gut es den Kindern auch ohne ihre Eltern geht und es entsteht Vertrauen.

Nach spätestens ein paar Tagen findet das Kind ins Spiel und bewegt sich immer weiter von dem Elternteil weg, stets wissend, dass es jederzeit zurückkommen kann, um auszuruhen und aufzutanken. Immer mehr kann sich die Tagesmutter als Spiel- und Entdeckungspartner anbieten und auch elterliche Aufgaben übernehmen. Zunächst entfernt sich das Kind nur in einen anderen Raum auf der Etage, später gehen wir vielleicht schon gemeinsam zum Frühstück herunter in die Küche und der Elternteil wartet oben in den Spielräumen.
Eine erste Trennung ist möglich, wenn das Kind sein Elternteil kaum noch aufsucht, die Tagesmutter als Interaktionspartnerin annimmt und sich bei kleinem Kummer von ihr trösten lässt. Nun verabschiedet sich der Elternteil ganz deutlich, weil er z.B. dringend einkaufen muss und versichert dem Kind, dass es viel Spaß haben wird und er gleich zurück sein wird. Das Kind zeigt wahrscheinlich einen Trennungsprotest, lässt sich aber von seiner Tagesmutter trösten. Hat es wieder ins Spiel gefunden, kommt der Elternteil zurück und wird zum Spielverderber, weil es nun leider Zeit ist nach Hause zu fahren. Im Idealfall hat das Kind keine Lust dazu und kann dann am nächsten Tag gut an der unterbrochenen Aktivität anknüpfen und kehrt freudig zurück. Dann erfolgt die Verabschiedung direkt unten im Flur und wieder ist die Zeitspanne, in der das Kind alleine bleibt, relativ kurz, um den Stresspegel durch die Trennung in einem regulierbaren Level zu halten und dem Kind Sicherheit zu vermitteln. Nach ein paar Tagen kann die Zeitspanne immer größer werden und die Eingewöhnung gilt als abgeschlossen, wenn das Kind die vereinbarte Betreuungszeit alleine in der Einrichtung verbringt.

Kurze Zeit später erfolgt mit den Eltern ein Gespräch zum Abschluss der Eingewöhnung, in dem die Eingewöhnung reflektiert und die Entwicklung des Kindes in der Tagespflege thematisiert wird. Auch Wünsche und Anregungen der Eltern für die Erziehungspartnerschaft oder den Tagespflegealltag finden ihren Raum und werden von uns sehr ernst genommen.



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